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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 29

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 81. Geistiges und sittliches Leben. 29 Wohl wurde den Künstlern noch nicht die ihnen gebührende Wertschätzung entgegengebracht; denn nur selten erhob man sie über den Kreis der Handwerker. Es fehlte eben den Fürsten und Bürgern das Verständnis zur Würdigung ihrer Schöpfungen. Nichtsdestoweniger aber rang sich der Genius eines Albrecht Dürer in Nürnberg (f 1528), eines Hans Holbein des Jüngeren aus Augsburg (j 1543 in London) zu bewundernswerten Leistungen empor. Sie, wie auch Lukas Kran ach aus Kronach in Franken (f 1553), der Freund Luthers, gewannen durch ihre Kupferstiche und Holzschnitte Einfluß auf den Gefchmack der Menge. — Als Erzgießer ragt Peter Bischer (f 1529), als Bildschnitzer Veit Stoß (f 1533) hervor, beide in Nürnberg. — Charakteristisch für die Baukuust jener Zeit war der vom Geist der Antike belebte Kunststil (Renaissancestil), der sich am Ausgauge des 15. Jahrhunderts in Italien entwickelte. (Rothen-burger Rathaus 1573, Nürnberger Rathaus 1621, Ottheinrichsban des Heidelberger Schlosses 1559, Pellerhaus in Nürnberg 1606). 3. Der fruchtbarste und bedeutendste Dichter des 16. Jahr- ®ic|J3eunb Hunderts war der Nürnberger Schuster und Meistersänger Hans Sachs (1494—1576), der in zahlreichen Dichtungen (Liedern, Schwänken, Fastnachtsspielen 2c.) eine fcharfe Beobachtungsgabe, heitere Laune, ergötzlichen Humor und sittlichen Ernst offenbarte. Ein anderer nennenswerter Dichter jener Zeit war Jo H. Fischart aus Mainz (geb. um 1550), der, wie auch Sebastian Br ant ans Straßburg (f 1521), die Gebrechen und Fehler seiner Zeit mit beißendem Witze geißelte. — Für die Entwicklung der deutschen Sprache erlangte Martin Luther eine epochemachende Bedeutung durch die Übersetzung der Bibel (Neues Testament 1522, die volle Bibel 1534), die er mit peinlicher Sorgfalt und unter Berücksichtigung der Anschauungsund Ausdrucksweise des Volkes vornahm. Im Hinblick auf die weite Verbreitung, welche die Bibel im deutschen Volke gefunden hat, kann Luther gleichsam als Begründer der neuhochdeutschen Sprache angesehen werden. 4. Das 16. Jahrhundert zeigt, wie wir gesehen, in Wissenschaft Verkümmerung und Kunst treibende Kraft und Lebensfülle, einen schöpferischen Geist. _bsjben?mn Wie erbärmlich sah es dagegen 100 Jahre später aus bei dem 17' '$ai^Unbert schlecht, „das aus deu Wirren und Wehen des Dreißigjährigen Krieges" hervorgegangen! Die Universitäten waren verödet (Heidelberg hatte 1626 noch zwei Studenten). Unter den Professoren herrschte große Unwissenheit oder eine trockene, geist- und gedankenlose Schul-gelehrsamkeit, unter den Studenten eine entsetzliche Roheit der Sitten. Viele Gymnasien waren eingegangen; die Kriegsstürme hatten Lehrer und Schüler vertrieben. Den Fürsten und Bürgern war der Sinn für wissenschaftliche Bestrebungen entschwunden. Der berühmte

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 62

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
62 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Persönlichkeit Friedrich Wilhelms I. Landesväterliche Tätigkeit. Straße „Unter den Sinben" verbankt. Und wie den Künsten, so wanbte er anch den Wissenschaften seine Aufmerksamkeit zu, darin metteifernb mit seiner feinsinnigen Gemahlin Sophie Charlotte von Hannover, der Freunbin des berühmten Philosophen Leibniz. Unter seiner Regiernng erfolgte die Gründung der Universität Halle, woran Thomasius, Franke (Stifter des Waisenhauses), Wols eine hervorragende Wirksamkeit entfalteten, und die Errichtung der Akademie der Wissenschaften in Berlin, letztere nach den Plänen Leibnizens. So Anerkennenswertes Friedrich 1. leistete, seine Regierung hatte auch eine schlimme Seite. Die verschwenberische Hofhaltung des Königs und die Werke, die er schuf, verschlangen ungeheure Summen und erschütterten das mühsam errungene Gleichgewicht des Staatshaushaltes. Bauern und Bürger seufzten unter hartem Steuerdruck und betrachteten daher den Tod des Monarchen und die Thronbesteigung des sparsamen Friedrich Wilhelm I. als ein Glück für den Staat. 3. Friedrich Wilhelm I. (1713—1740) war in vielen Stücken das gerade Gegenteil seines Vaters. Er liebte die Einfachheit in Kleidung und Genuß und war sparsam bis zur Kargheit. Währenb sich Friedrich I. gerne iu die Wissenschaften versenkte, gelehrte und geistvolle Männer um sich versammelte und im Umgang mit denselben seine Mußestunden verbrachte, wollte Friedrich Wilhelm I. von wissenschaftlicher Bildung nicht viel wissen, suchte vielmehr seine Erholung in dem bekannten Tabakskollegium, d. i. in jener Abendgesellschaft, wo er mit lebensfrohen Freunden beisammen saß und bei Bier und Tabak berbe Späße machte. Als Feind des Luxus haßte er das französische Wesen, das mit seinen lockeren Sitten, seiner immer wechsclnben Mobe iu den vornehmen deutschen Kreisen Eingang gefunben hatte; bagegcn schätzte er beutsche Bieberkeit, Offenheit und ungeheuchelte, altgläubige Frömmigkeit. In seinem Auftreten war er barsch, aufbrausenb und rücksichtslos bis zur Härte. Ein absolutistischer Zug beherrschte sein Denken; Wibersprnch konnte er nicht ertragen. („Gehorchen und nicht raisonnieren.") Doch war sein Pflicht- und Verantwortlichkeitsgefühl so ausgeprägt, daß er alles, was er tat und verlangte, in den Dienst des allgemeinen Wohles stellte. 4. Als Ziele seiner Regententätigkeit faßte er Kräftigung des Staates, Hebung des Wohlstanbes und der Gesittung seiner Untertanen ins Auge. Im Hinblick barauf schuf er einen pflichttreuen, der Bestechung unzugänglichen Beamtenstanb, vermehrte bnrch forgefällige Verwaltung ober Verpachtung der ansgebehnten Domänen und bessere Ordnung des Steuerwesens die Einnahmen des Staates und suchte alle Zweige der volkswirtschaftlichen Regsamkeit zu förbern.

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 101

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 103. Deutsches Geistesleben im 18. Jahrhundert. 101 herrschte Pariser Geschmack das Denken und Empfinden der Fürsten und des Adels, das Schaffen unserer Künstler (Architekten und Dichter), die äußere Gestaltung des Lebens in den vornehmen Kreisen. So machte der Geist der Sieger längst nach geschlossenem Frieden noch Eroberungen im deutschen Volke. Allmählich aber regte sich in Wissenschaft und Kunst (Dichtkunst) die Opposition gegen das Franzosen-tnm und das Streben, deutsches Empfinden und deutsches Wesen zur Entfaltung zu bringen. 2. Einer der ersten Männer, welche den Kampf gegen den Geist der Zeit und die herrschenden Vorurteile aufnahmen, war Professor Christian Thomasius in Leipzig (f 1728). Er eiferte mit Erfolg gegen die damals noch mächtig wuchernden Hexenprozesse, forderte die Beseitigung der Folter im Strafverfahren und befaß die Kühnheit, die deutsche Muttersprache in wissenschaftlichen Vorträgen anzu-. wenden. Den tiefgehendsten Einfluß auf die Entwicklung des deutschen Geisteslebens übte der große Denker Immanuel Kant aus Königs-Einfluß des Phiberg (1724—1804), von dem eine neue Epoche namentlich für das sittliche Leben des Volkes datiert. Der- Begriff der Pflicht war beinahe allen Gefellschaftsklassen verloren gegangen. Die Fürsten stellten mit wenigen Ausnahmen das persönliche Wohl über die Interessen des Staates; der Adel bedrückte die auf feinen Gütern lebenden Leibeigenen und verbrachte die Tage in üppigem Wohlleben und auch in den wohlhabenden bürgerlichen Kreisen war die Selbstsucht und das Jagen nach Genuß und irdischem Glück so mächtig, daß Gemein-sinn und Opferwilligkeit sich nicht entwickeln und betätigen konnten. Da rüttelte Kant an den Gewissen, wies in einem seiner grunblegenben Werke der seichten, von französischen Philosophen verbreiteten „Aufklärung" gegenüber nach, daß Gott, Unsterblichkeit der Seele, Freiheit des Willens unentbehrliche Forberungen der praktischen Vernunft und notwendige Voraussetzungen der Sittlichkeit seien und daß die Freiheit des Menschen barin bestehe, daß er dem in ihm ruhenben Sittengesetz (dem Kategorischen Imperativ) folge, daß er also die Pflicht, nicht Lohn ober Lust, Antrieb zu seinen Handlungen sein lasse. („Handle so, daß die Maxime deines Handelns allgemeines Gesetz werden konnte und handle so, daß, wenn alle so handelten wie du, es um das Ganze Wohlstände!") 3. Auf dem Gebiet des Erziehungswesens erfolgten im Erziehung^ 18. Jahrhundert anerkennenswerte Fortschritte. Aug. Herrn. Fr ancke (f 1727), Professor und Seelsorger, welcher die Religion zu einer Angelegenheit des Herzens, zu einer Sache der Gesinnung und werktätigen Liebe machte, nahm sich der verlassenen Armut au und grünbete in Halle die unter dem Namen „Franckische Stiftungen" berühmt geworbenen Erziehungsanstalten, in welchen Waise Pflege

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 145

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 114. Reformen in Preußen und Anbahnung der Erhebung. 145 4. Stein und Scharnhorst, diese Männer der Tat, waren Organi- Patrioten unter satoren des Staats- und Heerwesens. In gleichem Geiste, aber auf Säc anderem Gebiete, wirkten große, von Patriotismus durchglühte Männer, die sich eine Erneuerung im Gedanken-, Gefühls- und Willensleben der Natiou zum Ziele fetzten: vor allem der Philosoph Johann Gottlieb Fichte und der Theolog Friedrich Schleiermacher. Fichte brachte iu seinen gewaltigen „Reden an die deutsche Nation", die er im Winter 1807—1808 im Akademiegebäude zu Berliu hielt, während französische Bataillone mit Trommelwirbel unter den Linden vorbeizogen, den Deutschen zum Bewußtsein, daß sie durch eigene Schuld, durch ihre sündhafte Selbstsucht gefallen seien und daß sie nur durch die Rückkehr zu ihrem echten und reinen Wesen, zu ernster Sittlichkeit, wahrer Bilbnng, Religion und opferwilliger Vaterlanbs-liebe gerettet werben können. Schleiermacher rüttelte bnrch geistreiche Vorlesungen an der Berliner Universität (gegrünbet 1810 auf Anregung Will), v. Humbolbts, des Freunbes von Goethe und Schiller) und tiefsinnige Prebigten die Gewissen seiner Hörer, inbem er mit embringlicheu Worten die Niebrigkeit eines bloßen Genußlebens, die Hoheit sittlicher Größe, die Wonne wahrer, in praktischer Betätigung sich äußeruber Frömmigkeit schilberte und betonte, daß der Wert des Menschen in der selbstlosen Hingabe an das Ganze liege. — Ernst Moritz Arndt forberte in Gebichten und Schriften die Abkehr von der weichlichen, greisenhaften Bilbnng der Zeit, verlangte Mannessinn und Tapferkeit und schürte, auf Gott vertranenb, „der keine Knechte wollte", mit Flammenzungen den Haß gegen Napoleon. Der Turnvater Jahn war mit Eifer bemüht, bnrch Leibesübungen die physifche Kraft der Berliner Jünglinge zu stählen, zugleich aber auch bitrch das Absingen patriotischer Lieber und biirch kurze, originelle Reben die Begeisterung für die Befreiung des Vaterlanbes zu eutzüubeu. Uhlanb bichtete um 1811: „Des Säugers Fluch" und weckte bnrch beit blutigen König, den Fluch des Sängertnms, die Erinnerung an den rachsüchtigen Bebrücker. Und zu beit Lebenbeu gesellte sich die Stimme eines Toten. Schillers Geist erwachte und wanbte sich an die Nation mit den ernsten Mahnworten: „Ans Vaterlanb, ans teure, schließ bich an", und „Nichtswürbig ist die Nation, die nicht ihr alles setzt an ihre Ehre". Die Saat, welche alle diese Patrioten ausstreuten,' reiste langsam, aber sicher zur reichen Ernte heran. Allmählich trat eine innere Ge-suitbung und Verjüngung des Geschlechtes ein. Ehe es aber zur Erhebung und zur Abschiittelung des srembeit Joches kam, mußte noch viel Schlimmes erbitlbet werben. Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 10

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 159

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 120. Die Erhebung Preußens. 1813. 159 Kampfe erwerbe. (Die Devise lautete: „Mit Gott für König und Vaterland!") Wenige Tage darauf wurde der Krieg an Frankreich erklärt und am 17. März erließ Friedrich Wilhelm seinen berühmten Aufruf: „An mein Volk", worin er mit eindringlichen Worten an die tiefen Wunden erinnerte, welche Napoleon dem Lande geschlagen, an das Unglück und die Schmach des Volkes, dann auf die glanzvollen Gestalten der preußischen Geschichte, auf den Großen Kurfürsten und den großen König hinwies, endlich dem Vertrauen auf die Opferfreudigkeit des Volkes und auf den Beistand Gottes, sowie der Hoffnung Ausdruck verlieh, daß man im Kampfe siegen, einen glorreichen Frieden und eine glückliche Zeit herbeiführen werde. Es sei der letzte entscheidende Kampf, den man für die Existenz, die Unabhängigkeit und den Wohlstand des Volkes bestehe; es gebe keinen anderen Ausweg, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. 3. Die Wirkung dieser Kundgebungen und vorbereitenden Maßregeln war eine wunderbare. In allen Herzen loderte die Begeisterung in hellen Flammen empor; es entbrannte ein heiliger Wetteifer in der Hingabe ein das Vaterland. Alle Lebensalter, Be-rnfskreise und Geschlechter wirkten, jedes in seiner Weise, zusammen, um die längst vermißten idealen Güter: Freiheit, Ehre, Recht zu erringen. Die Universitäten schlossen die Hörsäle, die Gymnasien leerten sich, der Bürger verließ seine Werkstätte, der Bauer den Pflug; alle eilten zum blutigen Kampfe herbei. Binnen drei Tagen meldeten sich 9000 Freiwillige: Beamte, Professoren, Studenten ic. Viele von ihnen traten in das berühmt gewordene Lützowsche Jägerkorps ein, so Körner, Jahn zc. In wenigen Monaten hatte Preußen mit fünf Millionen Einwohnern 270 000 Soldaten unter den Waffen. Mit dem Erwachen des vaterländischen Geistes und der Kampfeslust war die Weckung des religiösen Sinnes verbunden. Die Krieger strömten in die Kirchen, erflehten den Beistand von oben, empfingen den priesterlichen Segen und zogen aus zum Kampfe und Tod. Und die zu Hause blieben, trugen auch nach Kräften zum Gelingen des guten Werkes bei. Frauen und Jungfrauen bildeten Vereine zur Pflege der Kranken und Verwundeten und zur Sammlung von Liebesgaben. In reichem Maße flössen aus dem ausgesogenen Lande Gelder und Wertsachen zur Bestreitung der Kriegskosten. Viel tausend Eheleute opferten ihre goldenen Trauringe und legten eiserne an und unzählige Jungfrauen legten ihren Schmuck auf dem Altar des Vaterlandes nieder. In schöner Weise spiegelten die Erzeugnisse des dichterischen Geistes die Stimmung jener Tage wieder. E. M. Arndt (1769—1860) saug: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte feine Knechte" und der jugendliche, heldenhafte Theodor Korner ries der Nation die anfeuernden Worte zu: Wirkung: allgemeine Begeisterung.

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 189

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 132. Regierungsantritt Friedrich Wilhelms Iv. 189 für Fragen des öffentlichen Lebens gegeben und die Meinung erweckt, er werde die neuen Ideen der Zeit auf sich wirken lassen und sich den Wünschen des Volkes gegenüber nicht ablehnend verhalten. Mit hochgespannten Erwartungen sah man daher seiner Thronbesteigung entgegen. Unwillkürlich kamen auch Erinnerungen an das Jahr 1740, in welchem Friedrich der Große, der Philosoph auf dem Throne, die Zügel der Regierung ergriff, und au das Jahr 1640, in welchem der Große Kurfürst seine erfolgreiche Wirksamkeit als Regent begann. Vielleicht werde der Geist jener Ahnen den neuen König erfassen und diesen zu befreienden Taten bewegen. Die ersten Regierungs- Ne-Äs" Handlungen Friedrich Wilhelms Iv. schienen alle Hoffnungen zu Handlungen. bestätigen. Der König lockerte die Fesseln, durch welche die Freiheit der Presse und Rede eingeschränkt war; eine allgemeine Amnestie für politische Vergehen und Verbrechen öffnete Hunderten von sreiheits- und vaterlandsliebenden Männern die Pforten der Gefängnisse; M. Arndt, seit 1820 suspendiert, wurde wieder in seine Professur eingesetzt und L. Jahn aus der Polizeiaufsicht (und seiner Internierung zu Freiburg') befreit; die beiden Grimm erhielten als Mitglieder der Akademie einen ehrenvollen Ruf nach Berlin (1840) und Dahlmann wurde Professor in Bonn. Angesichts solcher Tatsachen hielt man es für wahrscheinlich, daß der König den von der Zeit geforderten Schritt tun, nämlich Preußen in einen Verfassungsstaat mit einer Volksrepräsentation verwandeln werde. 3. In dieser Beziehung aber erlebte man schon 1840 eine Ent- Ss^egen8 täuschung. Der König ließ sich, einem alten Brauche folgend, von etneftmiftttimmi. den Ständen der Provinzen huldigen. Gelegentlich der H u l d i g u n g s - feier in Ostpreußen (Königsberg) nahten sich ihm die Stände unter Berufung auf eine Verordnung von 1815 mit der ehrfurchtsvollen Bitte, das in jener Verordnung gegebene Versprechen seines Vaters einzulösen und den preußischen Staat in die Reihe der konstitutionellen Staaten einzuordnen. Die mit Spannung erwartete Antwort enthielt eine entschiedene Ablehnung. Der König denke an eine weitere Entwicklung der Provinzialstände, wolle aber von Volksvertretungen im modernen Sinne nichts wissen. (Patriarchalisches Königtum, nicht konstitutionelles.) Die Erkenntnis der Kluft zwischen dem Gedankenkreis des Königs und den Forderungen des Volkes brachte den ersten Mißklang in den allgemeinen Jubel. Bald verstummte derselbe ganz und gar und es verbreitete sich eine Mißstimmung, welche in der Tagespresse, in Gedichten und Flugschriften einen Ausfluß suchte und fand. Die Unzufriedenheit wuchs von Jahr zu Jahr und nahm mit der Zeit eine bedenkliche Höhe an. 4. Da erschien im Februar 1847 ein königliches „Patent," Am Febr^i^

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 179

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 128. Reaktionäre Gegenströmung. 179 war ein Feind der neuen Ideen; er bekämpfte sie in Zeitschriften, schickte, wie man hörte, Stimmungsberichte über die in Deutschland herrschenden Zustände und Strömungen an Kaiser Alexander I. von Rußland und erhob schwere Anklagen gegen die Universitäten. Der Haß gegen ihn erzeugte in K. Sand den Entschluß, das Vaterland von seinem ungeratenen Sohne zu befreien und damit dem Fortschritt wie der nationalen Sache einen Dienst zu erweisen. Er reiste nach Mannheim, wo sich Kotzebne gerade aufhielt, verschaffte sich unter falschem Namen Einlaß in dessen Gemach und stieß ihm mit den Worten: „Hier, du Verräter des Vaterlandes!" den Dolch in die Brust (23. März 1819). Der Versuch, sich selber zu töten, mißlang; Sand wurde 1820 hingerichtet. § 128. Reaktionäre Gegenströmung. 1. Dem vorwärts drängenden Streben der Gebildeten des Volkes nach Verwirklichung des Einheits- und Freiheitsgedankens setzten sich bald reaktionäre Bewegungen zur Abschwächung und Unterdrückung entgegen. Dieselben gingen zunächst von zwei Kreisen aus: vou dem Großgrundbesitz, der von den Neuerungen eine Schmälerung seiner Rechte fürchtete, und von dem Beamtentum, das „in der Einführung parlamentarischer Einrichtungen eine Beeinträchtigung seiner bisherigen Unfehlbarkeit und Unantastbarkeit" sah. Beide wirkten dahin, den Widerspruch der Fürsten gegen die erstrebten Fürst Metternick. Reformen herauszufordern. Der entschiedenste Gegner des neuen Geistes war der österreichische Staatskanzler Fürst Metternich (f 1859). Er hielt jeden Versuch nach Umgestaltung des Bestehenden, jede Mitwirkung des Volkes bei der Gesetzgebung und Verwaltung für den Ausfluß einer antimonarchifchen, ja revolutionären Gesinnung und betrachtete daher die Aufrechterhaltung der auf dem Wiener Kongreß geschaffenen Ordnungen als feine oberste Pflicht. Und wie er, so dachte auch sein Herr, der von absolutistischen Herrschergedanken erfüllte Kaiser Franz I. 12* Träger der Reaktion.

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 251

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 144. Karl Albert. Maximilian Iii. Joseph. Karl Theodor. 251 und anbete Fabriken. Viele bisher aus dem Anslanb bezogene Waren würden nun im Jnlanbe hergestellt. Zur besonberen Blute gelangte die Porzellanfabrik in Nymphenburg. — Große Sorgfalt nmnbte Max Iii. der Verbesserung der Rechtspflege zu. Er würde babei von dem Rechtsgelehrten Kreittmayr unterstützt, welcher neue Gesetzbücher ausarbeitete, so das Peinliche Gesetzbuch (codex criminalis) und das Bürgerliche Gesetzbuch (codex civilis). Ein bleibenbes Verbienst erwarb sich der Kurfürst durch die Förbernng der Wissenschaften und durch die Vervollkommnung des mittleren und unteren Schulwesens. Unter seiner Regierung erfolgte auf Anregung des Hofrats Lori und des Bergrats Limbrun die Grünbung _ der Akabemie der Wissenschaften in München (1759) zur Pflege naturwissenschaftlicher Stubien; namentlich aber zur Erforschung und Aufhellung der vaterlänbifchen Geschichte. („Ohne Vaterlanbsgeschichte seine Vaterlanbsliebe!") — Zur Durchführung seiner auf die Umgestaltung des Schulwesens gerichteten Pläne verhals ihm der ver-bienstvolle geistliche Rat und Professor Heinrich Braun (der „bayerische Schulorganisator"), welcher die Schule als Angelegenheit des Staates betrachtete und eine Schulorbnung für die bayerischen Volksschulen bearbeitete. Nach der 1773 durch Papst Klemens Xiv. erfolgten Aufhebung des Jesuitenorbens würde besten Vermögen größtenteils im Interesse des Unterrichts und der Erziehung verwenbet. Wie warm das Herz des Kurfürsten für seine Untertanen schlug, offenbarte stch vorzugsweise, als in den Jahren 1770 und 1771 Bayern von einer furchtbaren Teuerung heimgesucht würde. Max Iii. brachte, um die Not der Armen zu milbern, die größten persönlichen Opfer, inbem er betreibe aus Italien kommen und unentgeltlich verteilen ließ. Die bisher erwähnten Regierungsmaßregeln gewannen dem Monarchen die Herzen des Volkes. Mit inniger Dankbarkeit blickte basselbe zu ihm als einem wahren Lanbesvater empor. Sein 1777 erfolgter Tod erfüllte alle Schichten der Bevölkerung mit aufrichtiger Trauer. — Maximilian Iii. war der letzte Sprosse der Ludwig'schen Linie des Hauses Wittelsbach. Nach seinem Tode trat der 1329 geschlossene Hausvertrag zu Pavia (I, § 53, 2 S. 145) in Kraft. Bayern ging auf die Pfälzer Linie über, an bereu Spitze sich bamals Karl Theobor besanb. 5. Karl Theodor (L777—1799), ans der Linie Pfalz-Sulz- ««i^eobor bath, war ein mit geistigen Gaben glänzenb ausgestatteter Fürst von vielseitiger Bilbung, liebte aber, durch das Beispiel der französischen Könige beeinflußt, blenbenbe Pracht und ein an Genüssen reiches Leben. Er hatte feit 1743 als Kurfürst in der Pfalz regiert und bort feine Hauptstabt Mannheim durch Prachtbauten, herrliche

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 257

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 145. Maximilian I. Joseph 1806—1825. 257 des Kronprinzen Ludwig mit Therese von Sachsen-Hildburghausen gestiftete Oktoberfest auf der Theresienwiese in München. Von welch' toleranter Gesinnung Maximilian erfüllt war, offenbarte er 1803. Das in diesem Jahre erlassene Religionsedikt erklärte die katholische, protestantische und reformierte Konfession als öffentliche Kirchengesellschaften mit gleichen Rechten. Somit konnten von nun an auch Protestanten und Reformierte in München sich häuslich niederlassen und ein Gewerbe ausüben. Die Verhältnisse der katholischen Kirche, welche durch die Säkularisation eine Störung erfahren hatten, wurden 1817 durch das mit Papst Pins Vii. abgeschlossene Konkordat geordnet (2 Erzbistümer, 8 Bistümer) und die Angelegenheiten der protestantischen Kirche später durch eine Beilage zur Verfaffnngsurkunde neu geregelt. 6. Im hohen Grade erfreuten sich das Schulwesen, die Wissenschaften und Künste der tätigen Fürsorge des Königs. Schon 1804 wurde in München ein Schullehrerseminar errichtet. 1806 erschien ein Lehrplan für Elementarschulen in Städten und ans dem Lande und 1809 ein Regulativ sür Bildung der Volksschullehrer (umgestaltet 1836, 1854, 1866 und 1898). Eine Reorganisation des Unterrichtswesens an den Gelehrtenschulen erfolgte 1808 durch Dr. Niethammer. Von den Universitäten wurden Bamberg und Dillingen 1804, Altdorf 1809 aufgehoben, die übrigen aber: Landshut (1801 von Ingolstadt dahin verlegt), Würzburg (gegründet 1582) und Erlangen (gegründet 1743) mit hervorragenden Lehrkräften besetzt. — Verschiedene wissenschaftliche Anstalten verdanken der Anregung des Königs ihre Entstehung, so das Chemische Laboratorium, der Botanische Garten und die Sternwarte in München. — Unter Maximilian I. Joseph wirkte, teils an Universitäten, teils in anderen Stellungen, eine stattliche Reihe vorzüglicher Männer in Bayern, die sich durch ihre Verdienste um Erziehung und Bildung des Volkes und durch ihre Leistungen auf dem Gebiete der Wissenschaft, der Kunst und Technik einen weit über Bayerns Grenzen hinaus gehenden Ruhm erwarben. Es seien hier u. a. nur genannt: der durch wahre Frömmigkeit und Milde des Sinnes ausgezeichnete Michael Sailer (f 1832 als Bischof von Regensburg), die Philosophen Franz von Baader (| 1841 zu München), Hegel in Nürnberg (t 1831), der patriotische Geschichtsschreiber Lorenz von Westenrieder (t 1829), Senefelder, der Erfinder der Lithographie (j 1834 in München), der Optiker Frauenhofer (j 1826), die Dichter Jean Paul Friedrich Richter aus Wuusiedel (f 1825), August von Plateu aus Ansbach (f 1835) und Friedrich Rücfert aus Schweinfurt (f 1866). Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 17 Religionsedikt 1803. Förderung des Schulwesens, der Wissenschaften und Künste.

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 261

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 146. Ludwig I. 1825—1848. 261 Deutschtum und seines geschichtlichen Sinnes ist der Umstand anzusehen, daß er im Jahre 1838 den bisher nach Flüssen benannten acht Regierungskreisen eine Bezeichnung gab, welche die Eriuueruug an die Vergangenheit der einzelnen Volksstämme wach erhalten sollte (Ober-, Niederbayern, Pfalz, Oberpfalz und Regensburg, Ober-, Mittel-, Unterfranken und Aschaffenburg, Schwaben und Neuburg)? 3. Was Ludwig I. als Regent wirkte, tritt uns in vielen Spuren entgegen. Eine seiner wichtigsten Regierungshandlungen war die Einführung der Landrüte (1829). In ihnen schuf er eine Körperschaft (Vertreter der unmittelbaren Städte, der Distriktsgemeinden, des Großgrundbesitzes, der katholischen und protestantischen Geistlichkeit und der Universitäten), welche alljährlich über die Angelegenheiten der einzelnen Kreise beraten und Beschluß fassen, durch welche also der Anteil des Volkes an der Verwaltung erweitert werden sollte. 4. Große Sorgfalt wandte der König der Landwirtschaft, der Industrie und dem Handel zu. Er gründete Landwirtschafts-, Gewerbe- und polytechnische Schulen, erwirkte den Anschluß Bayerns an den Pren-ßisch-dentschen Zollverein (1834, § 131), erbaute einen König Ludwig l. von Bayern. Kanal zur Verbindung der Donau mit dem Main (Ludwigskanal, 1836—1846), betrieb mit Eiser die Erweiterung des Eisenbahnnetzes (1844 Eröffnung der ersten bayerischen Staatseisenbahn Nürnberg-Bamberg; Nürnberg-Fürth und München-Augsburg waren Privatbahnen) und legte den Grund zu der nach ihm benannten rasch aufblühenden Rheinstadt Ludwigshafen (1843). 5. Sehr verdienstvoll und erfolgreich waren des Königs Bemühungen um die Förderung der Wissenschaften. Schon ein Jahr nach seinem Regierungsantritt verlegte er Bayerns älteste Universität von Landshut nach München (1826) in der klaren Erkenntnis, daß dort, wo die reichhaltigsten naturwissenschaftlichen und historischen Sammlungen waren und wo eine größere Anzahl von Gelehrten, Künstlern und Schriftstellern lebte, ein besserer Boden für das Ge- Einführung der Landräte. Förderung von Landwirtschaft, Industrie und Handel. Förderung der Wissenschaften.
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